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Meine Reise mit Lucy - die Begleitung meiner sterbenden Hündin

 

Meine ganz persönliche Reise zusammen mit meiner Lucy - bis über den Tod hinaus.

 

"Ich begleite dich auf deinem Weg meine geliebte Lucy, meine Gefährtin. Wie und wo immer er dich hinführen mag.

Und du weisst - wenn du gehen willst - dann wenn der Moment für dich gekommen ist - dann lasse ich dich los.

Bis dahin gehe ich an deiner Seite und unterstütze dich soweit es in meiner Macht liegt."

 

Neulich habe ich einen Text geschrieben über das JA ZUM LEBEN.

Es war keine zwei Stunden später, da habe ich von Lucy das klare JA ZUM TOD bekommen.

Wieder einmal mehr so sehr fühlbar wie nahe das Leben und der Tod einander wahrhaft sind. Weil der Tod zum Leben gehört. Ebenso wie das Leben zum Tod gehört.

Für mich ist in diesen Stunden nach ihrem JA ZUM TOD erstmal eine kleine Welt zusammengebrochen!

Ich hatte in diesen ersten Stunden sehr mit mir und meinen Gefühlen zu kämpfen. Ich, die ich gefühlt bei jedem JA zum Leben Wege finde. Hinzunehmen, dass es beim Ja zum Tod einfach nichts mehr zu tun gibt. Dass es primär darum geht anzunehmen. Dass wenn das JA zum Tod so klar da ist, der Tod selbst die grösste Heilung und Erlösung ist.

 

Lucy durch ihren Sterbeprozess zu begleiten war für mich in erster Linie ein bei ihr sein, ebenso wie ein bei mir sein. Mit offenem Herzen mit den ganzen Wellen mit zu fliessen und zu fühlen, was es zu fühlen gab. Es war ein Aushalten der Zeit, der Emotionen, erst der Ungewissheit und dann der vollkommenen Gewissheit.

 

"Meine Meisterschaft.

Mit weit geöffnetem Herzen meinem aller grössten Schmerz begegnen.

Offen bleiben, atmen, vertrauen.

Fliessen.

Zentriert.

 

Zwischen Angst und Trauer, sowie totaler Klarheit und Ruhe.

Ihr den Weg gewähren in tiefem Vertrauen. Gleichzeitig mit fliessend und Impulse zulassend. Unwissend wohin der Weg geht.

Freilassend und in tiefster Liebe verbunden.

Leben und Tod liegen so nahe beisammen. Das JA zum Leben und das JA zum Tod liegen manchmal nur einen Augenblick auseinander."

 

Ich habe schon viele Tiere durch den Tod begleitet. Einige eigene und diverse Patiententiere mit ihren Besitzern. Und es war immer ein Akt der inneren Stärke und von tiefer Demut. Was mir sehr oft begegnet ist, war der tiefe Frieden, die Ruhe und manchmal auch Glückseligkeit, die ausgehend von den Sterbenden so deutlich im Raum fühlbar war. Dann wenn die sterbenden Tiere bereit waren, dann wenn dieses JA ZUM TOD so klar da war.

 

Lucy war 3 Tage vor ihrem Tod noch auf einem 40-minütigen Spaziergang mit dabei und ist dann innert 40 Stunden ab dem Moment der Entscheidung durch ihren Sterbeprozess hindurch gegangen bis sie für immer eingeschlafen ist.

Sie war die erste Hündin, die ich selber durch den natürlichen Tod begleitet habe. Und was soll ich sagen? Lucys Weg war begleitet von so einer tiefen Ruhe, Zufriedenheit und tiefem Vertrauen. Für mich waren die vielen Stunden mit ihr zutiefst heilsam, da ich in meinem Sein mit Lucy ganz auf mich und meine eigenen Emotionen zurückgeworfen wurde. Was ehrlich gesagt nicht nur einfach, sondern zeitweise auch scheiss schwer war. Gleichzeitig diese innere Stärke, die es braucht, um aushalten zu können.

Und ich habe einmal mehr miterlebt, dass es am Tod nichts zu fürchten gibt.

 

Und ja, es ist einfach auch schwer, wenn der geliebte tierische Gefährte seinen irdischen Körper verlässt und gleichzeitig so heilsam, weil in jedem JA ZUM TOD die grösstmögliche Heilung liegt. Es wohl etwas vom schwierigsten und gleichzeitig erlösendstem ist, dieses Ja anzunehmen und in dem Prozess des Sterbenden mit zu fliessen. Das sterbende Tier zu lassen und gleichzeitig seine Bedürfnisse zu erkennen und zu unterstützen, wo gewünscht und sinnvoll.

 

Der Tod ist für mich wie die Geburt. Mein weiss er kommt, doch es unterliegt nicht unserer Kontrolle wie und wann er kommt. Und das ist einfach herausfordernd und gleichzeitig liegt ein so unvorstellbar tiefer Frieden darin, wenn von dem Sterbenden dieses JA zum Tod so klar kommt.

 

Für mich ist schon seit vielen Jahren klar, dass unsere tierischen Schützlinge, wenn irgendwie möglich, durch diesen ihren Sterbeprozess durchgehen können sollen (zumindest bis zum Zeitpunkt dieses JAs zum Tod). Weil es das Natürlichste des Lebens ist, dass eine Seele den Zeitpunkt von Inkarnation und Exkarnation selber wählt.

 

"ZWISCHENWELTEN.
Ich suche dich nicht, denn du bist nicht weg.
Ich höre deinen Atem nicht mehr. Dein Atem, der immer und überall hörbar war. Und dennoch weiss ich, dass du da bist.
Ich sehe deinen physischen Körper nicht, doch ich fühle deine Anwesenheit.
Ich bin traurig und gleichzeitig glücklich dich weiterhin an meiner Seite zu wissen.
Der Abschied war teils schwer und zugleich im tiefen Vertrauen, dass alles gut ist.
Denn dann, wenn das JA zum Tod da ist, dann ist der Dimensionswechsel die grösste Heilung. Pure Liebe, Frieden, Ruhe und Weite."
"UND MANCHMAL TUT ES EINFACH WEH.
So sehr ich mich mit dem Tod versöhnen konnte.
So sehr ich dich ziehen liess und angenommen habe.
Manchmal tut es einfach weh.
So sehr ich dich noch immer in meiner Nähe spüre.
So sehr ich über unsere immer bestehende Liebe weiss.
Manchmal tut es einfach weh.
Trotzdem fehlst du auf einer anderen Ebene.
Ich höre deinen Atem nicht.
Ich rieche deinen Geruch nicht mehr, wenn ich dir gute Nacht sage.
Da ist keine süsse grunzende Lucy Maus, die mich am Morgen früh freudig begrüsst, wenn ich die Treppe runter komme.
So sehr das Leben und der Alltag weiter geht.
So sehr ich mich im Sein bewege und nach vorne orientiere.
Manchmal tut es einfach weh.
So sehr ich dankbar bin, dass ich Raja an meiner Seite habe.
So sehr ich mein Leben ganz häufig liebe.
Manchmal tut es einfach weh.

Und es ist so wichtig, dass das sein darf. Dass ich fühle, was gerade da ist.
Diese Wellen der Trauer, sie kommen und gehen und ich tue mein Bestes sie einfach zu fühlen. Weil ich weiss wie heilsam es ist mit der Trauer und der Leere da zu bleiben.
So schnell die Wellen kommen, so schnell gehen sie auch wieder.
Und manchmal tut es einfach weh."
UND JETZT IST RAJA DRAN.
Die Betreuung eines alternden Weggefährten nimmt viel Raum ein. Emotional und unter Umständen auch physisch. Sicher auch zeitlich.
So sehr die letzten Monate mit Lucy grosses Geschenk waren, dennoch ist seit ihrem Tod vor drei Wochen viel Anspannung bei mir abgeflossen und auch bei Raja.
Das monatelange Hin und Her um ihre Leberkrisen, nicht zu wissen, wann sie letztendlich wirklich ihren letzten Weg einschlägt, war unterschwellig schon viele Monate immer da. Die Angst sie zu verlieren auch. Auch wenn für mich der Tod ebenso zum Leben gehört und ich ihn immer mehr annehmen kann.
Bei Raja war die Trauer in den ersten Tagen deutlich fühlbar. Ihre erste Zeit in der sie als Einzelhund bei mir ist. Die Ruhe, Halt und Stabilität, die Lucy auf Raja ausgesendet hat sind nicht mehr da. Das verändert im Alltag einiges.
Auf systemischer Ebene bewegt sich sehr viel. Wir beide finden uns noch mehr. Raja hat nun deutlich mehr Raum und ich freue mich sehr über das gemeinsame Zusammenwachsen.
Raja ist eine Woche nach Lucys Tod auch noch läufig geworden. Ihre dritte Läufigkeit. Immer wieder begleitet von emotionalen Schwankungen. Ein bisschen tut sie mir leid, alles miteinander. Und gleichzeitig ist es eine grosse Chance für unseren gemeinsamen Weg, dass die Läufigkeit gerade jetzt noch in diese Zeit fällt. Gut, dass ich sie in ihrem Prozess unterstützen kann.
Wie bewusst gehst du mit solchen Veränderungen in deinem Rudel um?
Wie unterstützt du die "hinterbliebenen" Tiere?
Und wie gehst du für dich selber durch diese Prozesse der Veränderung?
Was mich das Leben gerade so sehr lehrt, ist einfach zu fliessen mit dem was gerade ist.
Mir zutiefst zu erlauben einfach zu sein.
Ich hatte so sehr die Idee, dass Raja jetzt erst einmal als Einzelhund bei mir ist für die nächsten Monate und Jahre.
Ich hatte mir damit Türen verschlossen. Und die Tage zeigt mir das Leben auf - und v.a. Raja - wie sehr ich mich immer wieder selbst begrenze mit meinen eigenen Ansichten.
Und was, wenn sie gar nicht alleine - also ohne Zweithund - sein will?
Was, wenn ich die beste Option für uns alle gar nicht sehen konnte wegen meiner eigenen Ideen?
So habe ich mich wieder geöffnet dafür, dass alles sein darf und da das Leben mir eh zeigt was für uns alle sein soll - darf ich gerade einfach damit sein was ist. Ohne fixe Ideen. Ohne mir Türen verschliessen zu müssen.
So und nun bleibe ich einfach im Vertrauen, dass das Leben die Seelen, die ihren Platz an meiner Seite haben zu mir bringen wird. So wie ich es schon viele Male erlebt habe. Auf welchem Weg auch immer.
Wünschst du dir mehr Sicherheit in der Begleitung deines eigenen alternden und sterbenden Tieres zu haben? 
Dann wird dir die Aufzeichnung meines Webinars "Das alternde Tier begleiten bis in seinen Tod" grosse Unterstützung sein.
Möge es ganz vielen Mensch-Tier-Teams dienen. Weil ich weiss, dass die vielen Veränderungen bei Tieren im Zuge des Altwerdens ganz schön verunsichern können!
©med. vet. Fabienne Fust, MENSCH & TIER IM GLEICHKLANG, www.fabiennefust.ch, August 2022.