Auch Tiere können trauern bei Verlust von Bezugspersonen, tierischen Partnern, sowie ihrer Mama und den Geschwistern.
Der Verlust von Bindungspartnern kann auch einem Tier den Boden unter den Füssen weg ziehen und darf ernst genommen werden.
Es muss nicht sein, kann aber. Sicherlich ist es abhängig davon welche Rolle eine Beziehung für ein Tier spielte. Wieviel Boden und Sicherheit es in sich selbst trägt und wieviel es aus der Verbindung nahm, respektive wie wichtig ein Bindungspartner für ein Tier war.
In aller Regel haben unsere Tiere einen sehr natürlichen Umgang mit dem Tod, wenn wir Menschen sie lassen. Sie sind da einfach viel mehr verbunden mit den Kreisläufen von Geburt-Leben-Sterben als wir (erwachsenen) Menschen es oftmals sind.
Was ich persönlich schon mehrfach erlebt habe, ist, dass Tiere viel besser mit dem Tod eines tierischen Gefährtes umgehen können, wenn sie diesen bis in den Tod begleitet haben. Wenn sie den Tod des Partnertieres physisch miterlebten.
Bei meiner Hündin Raja war das ganz wunderbar zu sehen bei Lucys Tod. Bei meinem Pferd Flemmingh damals bei Monas Tod. Und bei Sunny neulich mit Jakes Tod.
Sie alle haben es gewusst. Für sie alle war es klar. Und sie alle hatten die Möglichkeit ihre tierischen Partner im Sterbeprozess zu begleiten und Abschied zu nehmen.
Auch wenn das für meine Stute Sunny Anfang dieses Jahres echt schnell ging hinsichtlich Jakes Tod, so war es für mich so deutlich fühlbar, dass sie wusste. Von Anfang an war sie ruhig, obwohl sie vorher kaum von ihm getrennt sein konnte. Und wer weiss, vielleicht wusste sie doch auch schon vorher…
Eine ganz ähnliche Situation hatte ich damals bei meinem Pferd Flemmingh erlebt. Auch er hatte sich in diese Übergangszeit alleine total hinein gegeben, was mir erlaubte den „richtigen“ Gefährten an unserer Seite zu finden. Bis Jake kam.
Ich persönlich empfand es so als sinnvoller - damals für Flemmingh und auch für Sunny - als wenn ich ihnen kurzfristig und vorübergehend irgendeinen Begleiter hingestellt hätte. Weil das wieder einen Wechsel respektive eine Trennung bedeutet hätte. Bei Beiden hatte ich selbstverständlich aber einen Plan B, wären sie nicht mit der Übergangszeit alleine klar gekommen.
Diese Zeit, die Sunny alleine war, erachte ich auch als wichtig. Auch die Trauer der Tiere darf Raum haben.
Genauso war das auch bei Raja letzten Sommer. Nach Lucys Tod war sie ein paar Tage lang einfach nur müde. Man hat sichtlich gemerkt, dass sie getrauert hat.
Natürlich unterstütze ich meine Tiere in solchen Prozessen, wo immer es in meinen Möglichkeiten liegt und es ihnen dient.
In einem Video erzähle ich dir über meine eigenen Erfahrungen hinsichtlich Sterben und Tod in einer Pferdegruppe.
Der Abschied von einem verstorbenen Tier kann für hinterbliebene Tiere so wichtig sein. Man kann sie auch ganz wundervoll in ihrer Trauer begleiten und unterstützen.
Auf dem oberen Bild siehst du Sunny neben Jakes totem Körper stehen. Auf den unteren Bildern liegt Raja neben der verstorbenen Lucy. Ich bitte dich diese Bilder respektvoll anzuschauen und danke dir dafür.
Mögen meine Worte dir und deinen Tieren Unterstützung sein.
Und ja, ich habe gezögert die Fotos meiner verstorbenen Tiere hier zu zeigen. Ich weiss es kann triggern. Es fühlt sich für mich dennoch wichtig und richtig an. Ich bitte sehr darum respektvoll damit zu sein - das ist mir sehr wichtig. Mich persönlich berühren die Bilder sehr.
Verlust von menschlichen und tierischen Bindungspartner, sowie der bekannten Umgebung.
Neulich habe ich Jay - meinen kürzlich übernommenen Hundesenior- das erste Mal so richtig bei sich und in seiner eigenen Energie gefühlt. Ihn so wahrzunehmen hat mich zutiefst berührt. So eine Ruhe und Gelassenheit, soviel Klarheit, Sanftmut und Ausgeglichenheit.
Damals war er erst ein paar Wochen bei mir.
Er hat sich anfangs sehr stark an mir orientiert und es hat seine Zeit gebraucht, um wieder Boden zu finden. In den ersten Tagen konnte ich kaum nur einen Millimeter von seiner Seite weichen.
Jay wird bald 11 Jahre alt. Der Wechsel aus seinem vorherigen Daheim zu uns ging nicht spurlos an ihm vorbei.
Zurücklassen musste er seine Menschen und seine Hundefreunde. Ankommen an einem neuen Ort mit neuen Menschen und einer neuen potentiellen Hundefreundin.
Nicht zu unterschätzen nach so vielen Jahren und für so ein feinfühliges Wesen. Was bin ich froh, dass er sich gleich von Anfang an so bei mir angelehnt hat.
Wenn Tiere aus ihrem Zuhause mit der gewohnten Umgebung weggeholt werden, kann das ihnen ganz schön den Boden unter den Füssen weg ziehen.
Dabei spielt es unter Umständen nicht einmal eine Rolle, wie gut es ihnen dort ging. Gewohnheit (Umgebung, Menschen, andere Tiere) kann auch Sicherheit geben. An das darf insbesondere auch bei „geretteten“ Tieren gedacht werden, die aus miserablen Umständen rausgeholt werden.
Das Vergangene zu „vergessen“ und sich neu zu orientieren braucht einfach seine Zeit, Geduld und manchmal viel Verständnis und liebevolle Unterstützung. Das dürfen wir Menschen unseren Tieren einfach geben.
Bei Jay ging das meiner Erfahrung nach sehr schnell und auch leicht, er hatte aber keine übermässig traumatisierende Vergangenheit und ein an sich sehr stabiles Wesen. Etwas später wurde ihm die ganze Umstellung durch einige gesundheitliche Imbalancen etwas erschwert.
Gerade bei der Adoption eines Tieres mit belasteter oder unbekannter Vorgeschichte sollten folgende Gesichtspunkte wirklich gut bedacht werden:
- Habe ich die Zeit und die Ressourcen für solch ein Tier mit vielleicht unbekannter Geschichte?
- Ein Tier bei dem ich nicht weiss, was es mit sich bringt?
- Will ich das wirklich?
- Kann ich dem Tier die Unterstützung bieten, die es braucht?
Ein Tier aus dem Tierschutz wird vielleicht nie die Erwartungen erfüllen können, die manche Menschen an es haben. Es kann sehr viel mehr Geduld und Zeit beanspruchen, als ein Tier ohne belastende Vorgeschichte.
Ganz oft unterschätzen wir Menschen zutiefst wie einschneidend die Trennung eines Tierkindes von seiner Mutter sein kann.
Einen Hundewelpen von seiner Mutter und den Wurfgeschwistern wegzuholen und in die neue Umgebung zu bringen ist nicht ohne. Es braucht Zeit und Verständnis. Natürlich ist die Umstellung in eine neue spannende Umgebung oft auch ein Gewinn für das kleine Geschöpf, welches die Welt entdecken möchte.
Wenn ich aber sehe wie rücksichtslos einige Menschen mit ihren Hundewelpen sind, dann tut mir das im Herzen weh. Das Baby muss im neuen Daheim gleich alleine schlafen. Den ganzen Reizen der menschlichen Zivilisation muss es dann auch in den ersten 2 Wochen nach Ankunft schon begegnet sein.
Hier ist für mich ein sehr sensibler Punkt hinsichtlich der späteren Entwicklung von Trennungsproblemen zum Menschen. Sicherlich spielt auch das Alter und der Entwicklungsstand eines Hundewelpen eine grosse Rolle. Ein zu früher Verlust der Mutter kann zu einer kompensatorischen und übermässigen Bindung an einen neuen Bindungspartner führen.
Hat der Welpe ein Alter erreicht in dem das Trennen von der Mutter gut verkraftet werden kann und er wird dann im neuen Zuhause gleich alleine gelassen, dann kann auch das höchst traumatisch für das Tier sein. Alleine in einer neuen Umgebung ohne Bindungspartner zu sein, kann bei einem Welpen massive Angst und Panik auslösen.
Ja, da sind diese ersten 16 Wochen im Leben eines Welpen. Das ist keine Frage. Nur darf bitte alles im Tempo des Hundekindes stattfinden. Manchmal ist einfach weniger mehr und es ist meines Erachtens das A und O auf jedes Tier individuell einzugehen und es entsprechend seines Entwicklungsstandes zu fördern.
Kann das Aussiebaby nicht zur Ruhe kommen, dann darf da bitte ganz genau geschaut werden, ob es denn nun unterbeschäftigt oder vielleicht doch überreizt ist. Der goldene Mittelweg ist gefragt. Denn wie sich wohl das Nervenkostüm eines Welpen entwickelt, der sich nicht entspannen kann?
Auch Tierkinder brauchen Geborgenheit und Schutz, genauso wie menschliche Babys auch. Sich als Baby sicher zu fühlen ist das Fundament für einen guten Boden unter den Füssen und Vertrauen ins Leben.
In der letzten Zeit sind mir einige Pferde mit Trennungsthematik begegnet, was mitunter auch auf die Art und Weise wie ein Pferd als Fohlen von seiner Mutter abgesetzt worden ist oder wie der Mutter ihr Kind weggenommen worden ist, zurückzuführen war.
Ich mag da gerne mal einfach dazu anregen darüber nachzudenken welchen Schmerz wir Menschen bei Tieren durch ein unnatürliches nicht tiergerechtes Trennen von der Mutter auslösen können.
Man könnte so viel besser machen, würde man als Mensch das Tier als Individuum und Seelenwesen betrachten und mit Empathie für es handeln, nicht "wie man es halt so macht" und auch nicht um des menschlichen Nutzens willen.
©med. vet. Fabienne Fust, SEELENGESUND - MENSCH & TIER IM EINKLANG, www.fabiennefust.ch, Januar - März 2023.